Bauschäden

Der herausragende Vorteil des Einsatzes von organischen Baustoffen im Umgang mit historischer Fachwerksubstanz liegt darin, das gleiche baustofflichen System der Gebäudestruktur aufzunehmen. Im bauphysikalischen Zusammenspiel ergänzen sich die Baustoffe Holz, Lehm, Stroh und weitere wie Hanf und Öl verbildlich. Wenn hingegen mit synthetischen Mitteln wie Dämmplatten aus Styrodur gearbeitet wird, kann es zu immensen Bauschäden kommen. Auch Baustoffe wie Beton sind mit absoluter Vorsicht einzusetzen, da Sie die natürlichen Baustoffe nicht atmen lassen. Das Ergebnis sind zumeist Bauschäden durch gestaute Feuchte, wie an feuchtem Holz welches durch angrenzende Bauteile verschlossen wurde, nun nicht mehr trocknen kann und mit seinem feucht-warmen Klima einen hervorragenden Nistplatz für Pilze und Insekten bietet.

Mehr zum Thema Bauschäden

Die Zerstörung historischer Bausubstanz erfolgt leider oftmals durch das “Kaputtsanieren” infolge der Unkenntnis über die Entwicklung historischer Bauweisen, der Auswahl ungeeigneter Materialien und Methoden, der falschen Beurteilung des Zusammenwirkens alter und neuer, industriell hergestellter Baustoffe sowie infolge der Missachtung bauphysikalischer Grundregeln. Hierfür gibt es mehrere Ursachen, beispielsweise:

  • Bauherren, die aufgrund der Bandbreite des Angebotes in den Baumärkten kostensparend in Material und Ausführung in Eigenleistung ihr Objekt modernisieren.
  • Planer, die ursprünglich aus der Neubau- oder Stahlbauplanung kommend, aus wirtschaftlichen Zwängen in das für sie relativ unbekannte Fachgebiet der Altbausanierung wechseln. Schon in der Ausbildung werden je nach Vertiefungsschwerpunkt die Fachbereiche Bauphysik, Bautechnik, Baugeschichte, Baustofflehre, Denkmalpflege in sehr differenziertem Umfang und unterschiedlicher Qualität angeboten.
  • Planer, die sich nur an DIN – Richtlinien halten und die Möglichkeit zur Abweichung von dieser überdiesen. Die Tendenz zu kostengünstigen Gutachten, die von Herstellerfirmen angeboten werden und sich in ihrer Argumentation auf Haftungsmodalitäten und (momentane) Kostenersparnisse reduzieren lassen.
  • Bauherren, Planer und auch Behörden, denen eine (meist zeitlich befristete) gute Optik wichtiger ist als eine langfristig Substanz schonende Sanierung, die vielleicht in mehreren Abschnitten erfolgen muss und daher nicht sofort das erwünschte optische Bild erreicht.
  • Unwissenheit über die Inhaltsstoffe industriell hergestellter Baustoffe – es gibt keine Volldeklaration – und somit Unterschätzung der chemischen und bauphysikalischen Reaktionen beim Zusammenwirken alter und neuer Baustoffe bzw. Konstruktionen.
  • ut agierende Außendienstmitarbeiter der Herstellerfirmen, die alle sehr glaubhaft ihr Produkt als das “Nonplusultra” anpreisen und natürlich Bauherren wie Planer verunsichern zumal sich teilweise auch die Fachliteratur nicht einig ist.
  • Ignoranz oder Unwissenheit über die baugeschichtliche Entwicklung von Bautechniken und Baustoffen, über die Entwicklungsgeschichte des zu bearbeitenden Objektes und Unterschätzung der Nutzungseinflüsse auf das Gesamtgefüge.
  • “Pfusch am Bau” durch die unsachgemäße Ausführung durch Handwerker, die aus angeblichen Kosten- oder Zeitgründen, Unwissenheit, manchmal aber auch einfach aus Bequemlichkeit eine absolut unzureichende Qualität der Arbeiten abliefern. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine möglichst kontinuierliche Bauleitung und Kontrolle der auszuführenden Arbeiten die Qualität erheblich steigert und durch frühzeitig aufgedeckte und behobene Mängel die Substanz geschont und die Baukosten reduziert werden können.

Publikation

“Hilfe, ich habe ein Fachwerkhaus” – Ein Leitfaden für Bauherren und am Fachwerk Interessierte.