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Modellhafte Sanierung des gotischen Dachstuhles der St. Stephanskirche zu Tangermünde

Die “St. Stephanskirche” in Tangermünde

Inhalt des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Projektes ist die behutsame Sanierung des Dachstuhls der St. Stephanskirche, welche aufgrund ihrer qualitätvollen Architektur und der wertvollen Ausstattung europäischen Rang erreicht. Für den 1. Bauabschnitt wurde der Bereich des nördlichen Querhauses mit den unmittelbar angrenzenden Bauteilen gewählt, da durch die umfangreichen Fäulnisschäden am Dachfuß sowie durch gelöste bzw. gebrochene Holzverbindungen viele Balken aus ihrer ursprünglichen Lage verschoben und für eine Lastableitung ausgefallen sind.

Baubeschreibung

Das Dachtragwerk zeigt noch heute seine alte gotische Konstruktion, wobei das Dach des nördlichen Querhauses aus einem schlichten binderlosen Sparrendach mit zwei Kehlbalkenlagen besteht und in der Dachachse durch ein durchlaufendes Rähm und mehrere Diagonalen in Längsrichtung ausgesteift wird. Auf der Ostseite wird diese Dachkonstruktion durch ein pultförmiges Schleppdach für den ca. 4,00 m tiefer liegenden Schülerchor ergänzt.

Modellhafte Sanierung des gotischen Dachstuhles der St. Stephanskirche zu Tangermünde Die Sanierung des Nördlichen und Südlichen Querhauses der Sankt Stephanskirche zu Tangermünde erfolgte im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen regional ansässiger Handwerksfirmen in hoher handwerklicher Qualität unter fachlicher Anleitung des Fachwerkzentrums bzw. weiterer Spezialisten. Die Konstruktionen konnten unter weitgehender Substanzerhaltung in Form und Funktion bewahrt werden.

Die Begleitung der Sanierung des 1. Bauabschnittes (Nördliches Querhaus) sowie die Erarbeitung einzelner Arbeitsfelder erfolgte seitens unseres Hauses in drei Hauptphasen:

1. Verformungsgetreues Aufmaß mittels Tachymetrie kombiniert mit einem Handaufmaß als Grundlage für die weitere Planung der Sanierung.

2. Begleitung der praktischen Sanierung, deren Ziel es war, im Rahmen einer Qualifizierung mittelständiger Betriebe das konstruktive Gefüge des mittelalterlichen Dachstuhls in traditioneller Zimmermannstechnik wieder herzustellen.

3. Prävention: Umsetzung von Maßnahmen im Bereich der Mauerkronensanierung zum Verhindern des Salztransportes über die Fugenbereiche durch den Einsatz eines speziellen HAZ-Mörtelsystems.

Auffällig an verschiedenen Konstruktionshölzern ist die zum Teil starke Zerstörung der Holzoberfläche durch chemische Korrosion in Form von Mazeration. Durch eine vermutlich überdosierte Flammschutzmittelbehandlung kommt es beim Wechsel von Salzlösung und -kristallation – entsprechend der vorhandenen Luftfeuchtigkeit – zur Lockerung und zum Ablösen des Zellgefüges, was sich in Form von Faserbündeln an der Bauteiloberfläche zeigt.

Gegenwärtig werden in der Praxis mehrere Mittel und Methoden zur Mazerationssanierung angeboten und angewendet. Allerdings gibt es keine eindeutigen Aussagen über die Langzeitwirkung der Mittel bezüglich der Gesundheitsverträglichkeit und der Auswirkungen auf die behandelten Hölzer bzw. die chemischen Reaktionen mit den Inhaltsstoffen der eingetragenen Holzschutz– oder Flammschutzmittel. Deshalb war für den 2. Bauabschnitt (Südliches Querhaus) der St. Stephanskirche in einem von der DBU geförderten Modellprojekt die exemplarische Gegenüberstellung verschiedener Sanierungsmethoden sowie eine langfristige Beobachtung und Dokumentation der Auswirkungen geplant und durchgeführt. Es wurden zum Einen unterschiedliche Reinigungsmethoden (abbürsten, abstrahlen), zum Anderen die Wirkungen verschiedener Sanierungsmittel (AIDOL, KORASIT, HASIL) verglichen.