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Denkmalgerechte Instandsetzung des barocken Fachwerkhauses Grudenberg 7 in Halberstadt

Ressourcenschonende Instandsetzung, internationale Seminare, Ausstellung über die Bewohner – ein Beispiel für das vielschichtige Wirken des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg e. V.

Das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg e. V. wurde 2002 auf Initiative der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Stadt Quedlinburg und des Landes Sachsen-Anhalt in der UNESCO-Welterbestadt gegründet. Seit 20 Jahren arbeitet das Fachwerkzentrum unter Einsatz traditioneller Handwerkstechniken an der energetischen, ressourcenschonenden, ökologischen, nachhaltigen Ertüchtigung bedeutender Leerstands-Denkmalbauten. Ein herausragender Schwerpunkt ist dabei die Kopplung der Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten mit einem Bildungsauftrag, junge Menschen aus verschiedenen Ländern in die mit der Erhaltung und Restaurierung einhergehenden Planungs-, Ausführungs- und Nutzungsaspekte aktiv einzubeziehen.

Ein Zitat des Deutschen Fachwerkzentrums beschreibt die Tätigkeitsorte: »200 qm oder 20.000 qm-Leerstand und stetiger Verfall sind destruktive Strukturen in kleineren Städten und Gemeinden. Sie führen zum Verlust europäischen Kulturgutes und Identifikation eines Ortes.«

Die Modellprojekte starten oftmals mit international besetzten Seminaren für Studierende und Schülergruppen sowie mit Öffentlichkeitsarbeit durch Events, Publikationen, Vorlesungen und Exkursionen.

Die Modellprojekte des Fachwerkzentrums zeigen durch die Arbeit vor Ort die Vielschichtigkeit der Kulturbauten, die Schäden und die zu entwickelnden Lösungsansätze der daraus resultierenden Instandsetzungen.

Das Fachwerkzentrum arbeitet bei diesen oft seit mehr als 30 Jahren leerstehenden Bauten gemeinsam mit externen Fachkollegen der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e. V. (WTA international), regionalen Fachfirmen und Hochschulen.

Gemeinsam mit der Bevölkerung entstanden so aus verlassenen Denkmalbauten neue Wirkungsstätten mit dem Anspruch, diese nachhaltig und kostenbewusst zu restaurieren. Die Veranstaltungsorte der Seminare sind Bauten wie die Goldstraße 25 im Besitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, das ehemalige Vorwerk der Stiftsäbtissin Schloßberg 11 und das Klopstock-Gartenhaus in Quedlinburg, der Renaissancebau Bunter Hof in Osterwieck, das Fachwerkensemble der ältesten erhaltenen Schule von 1697 in Halberstadt oder der älteste Teil von Schloss Erxleben.

Derzeit wird ein barocker Fachwerkbau in Halberstadt, um 1690 als Wohn- und Gästehaus für den Propst des Johannisklosters Johannes Wichmann errichtet, fertiggestellt. Der Fachwerkbau, heute Grudenberg 7, rahmt mit der östlichen Traufseite eine Freifläche am Grudenberg ein. Im 20. Jahrhundert wohnten christliche und jüdische Familien in dem Haus. Eine Ausstellung über die Bewohner und baulichen Änderungen zeigt, dass mit jedem Abschnitt der Restaurierung nicht nur ein Kulturbau, sondern Zeitgeschichte erlebbar bleibt.

In den letzten 30 Jahren jedoch stand das Haus leer. Um 1980 stürzte der bauzeitliche Torbogen mit einer Fachwerketage ein. 1994 wurde der 1891 umgebaute Seitenflügel abgerissen. 2018 konnte schließlich das Fachwerkzentrum unter Einbeziehung vieler Ergebnisse aus vorangegangenen Forschungsprojekten mit den Planungsleistungen und der Restaurierung des Gebäudes beginnen.

1          Überblick über die Baugeschichte

1.1       Der Bauherr vom Haus Grudenberg 7, Probst des Johannisklosters

Ursprünglich lag das Johanniskloster vor den Toren der Stadt auf dem heutigen Territorium des katholischen und jüdischen Friedhofs. Das Kloster wurde 1023 gegründet. Ungeschützt vor den Stadtmauern, wurde das Kloster zwischen 1060 und 1631 vier Mal und schließlich vollständig zerstört.[ii] Um 1680 siedelten sich der Probst und die Klosterbrüder des Johannisklosters innerhalb der Stadtmauern auf dem Klostervorwerk an.

Um 1680 begannen Bautätigkeiten für eine Kirche auf dem Areal.Das noch unfertige »Neue Gebäude« Wohn- und Gästehaus für den Propst Wilhelm Wichmann sowie die Klosterbrüder wurde am 25. Februar 1684 auf Anordnung der »Churfürstlichen Brandenburgischen hochlöblichen Regierung des Fürstentums Halberstadt« auf dem Areal des Johannisklostervorwerks durch den Kanzleisekretär besichtigt.

Diese und eine andere Besichtigung im Januar 1690 beschreibt die Nutzung weiterer Räume. Im Erdgeschoss befanden sich die große Diele, einige Stuben zum Essen, ein kleiner Raum für Bedienstete, ein Raum für Hausgerätschaften und wiederum ein großer Raum, in dem zeitweise Gottesdienste stattfanden, da die alte Kirche abgerissen worden war. Im Obergeschoss befanden sich Zellen, Kammern für Besucher und das Apartment des Probstes mit Stube, Kammern, Saal und Vorsaal.[iv] Auf dem Boden über dem ganzen Gebäude lagerte das Korn.

Viele bauliche Details aus den Besichtigungsprotokollen von 1684 und 1690 sind noch heute im Grudenberg 7 zu erkennen. Bauzeit und Dimension des Gebäudes stimmen mit den Aufzählungen in den Besichtigungsprotokollen überein. Auch die Lage der Küche lässt sich noch im erhaltenen östlichen Abschnitt des Seitenflügels, hier an den massiven Wänden und den Bögen des Küchenschlotes, ablesen. Im 1. Stockwerk, südlich des Saales oberhalb der Eingangsdiele, befindet sich ein zweiflügliger Eingang zu einem weiteren großen Raum. Wahrscheinlich handelt es sich hier um den im Begehungsprotokoll von 1690 erwähnten Vorsaal.

Vermutlich ab 1734 ging das Gebäude in Privatbesitz über.[v] 1804 wurde das Kloster durch die preußische Regierung aufgehoben und als königliche Domäne weiter genutzt.[vi] Seit 1854, also 170 Jahren, ist das Wohnhaus mit Seitenflügel, ursprünglich ein Vierseitenhof, im Besitz der Familie Strube/Plettner.

1.2       Bauliche Änderungen von Hauptgebäude und Seitenflügel

Im barocken Wohngebäude (Abb. 1) wohnte Familie Strube zunächst im gesamten Erdgeschoss, später in der südlichen Erdgeschosswohnung. Die Eingangstür befand sich direkt an der Treppe zum 1. Obergeschoss. Der Salon lag zur Straße. Die Diele mit repräsentativem Treppenaufgang war mit großbürgerlichen Möbeln ausgestattet und Teil der Wohnung. Das Obergeschoss hatte Familie Strube vermietet.

Als Elise Strube nach dem Tod ihres Ehemannes das Anwesen erbte, baute sie 1891 den Seitenflügel um. Das obere Stockwerk und das Dach des aus dem 18. Jahrhundert stammenden Seitenflügels wurden abgetragen und zwei neue Stockwerke mit flachem Pultdach auf dem älteren Erdgeschoss aufgestockt .[vii] Von 1919 bis 1937 führten die aus Ober-Gleen, später Gießen stammenden Gebrüder Samuel und Sally Sol Sondheim ihre Geschäfte für Tapeten, Farben und Lacke im angemieteten Seitenflügel.[viii] Die Geschäftsräume lagen im Erdgeschoss, und in zwei der vier Seiten des Hofes befanden sich Produktions- und Lagerräume. Die geschäftlichen Tätigkeiten lassen sich auch an umgesetzten baulichen Veränderungen im Seitenflügel ablesen.

1937 wurden die Gebrüder Sondheim als Geschäftsinhaber auf Veranlassung der Industrie- und Handelskammer im Zuge der »Ausschaltung der jüdischen Geschäftsinhaber aus dem deutschen Wirtschaftsleben« enteignet.[x] Sally Sol Sondheim floh vor Repressalien und Verfolgung der Nationalsozialisten 1937 mit seiner Frau und der zweijährigen Tochter nach Amerika.[xi]

2          Beschreibung der Konstruktion

Der Grudenberg 7 wurde als traufständiger Fachwerkbau errichtet (Abb. 2, 3). Zwei aufgehende Stockwerke ohne Vorkragung über einem rechteckigen Grundriss mit abschließendem Walmdach bilden die Kubatur des Hauses (Abb. 4, 5). An der hofseitigen Westfassade (Abb. 6, 7) erfolgte zeitnah der Anbau eines langrechteckigen Wirtschaftsbaus mit Satteldach, ohne eigenen östlichen Giebel.

3          Sicherungen und Restaurierungen seit 1994

3.1       Notsicherungsmaßnahme 1994

Als Sicherungsmaßnahme erfolgte 1994 der Einbau einer zweiten Wandebene mit Ständern und Bohlen im Innern der westlichen, nördlichen und östlichen Außenwand, die durch die Deckenebene bis zum Dachgeschoss durchlief. Im nördlichen Bereich des Haupthauses wurden alle Gefache der Außenwände abgebrochen und neue Fachwerkelemente mit Eckwinkelbändern, Schrauben und zu kurzen Überblattungen eingebaut. 1994 wurde der Seitenflügel bis auf die östlichen fünf Gebinde abgetragen.

3.2       Ertüchtigung 2018–2022

Zunächst begann das Team des Fachwerkzentrums mit einer detaillierten Vermessung und Schadenskartierung des Baudenkmals. Mit Firmen aus der Region wurden die Fundamente, teilweise die Fachwerkkonstruktion, die Gefache und die Dachdeckung des Seitenflügels instandgesetzt.

In Kooperation mit der Moses-Mendelssohn-Akademie in Halberstadt fanden seit 2019 zwölf internationale Seminare für Studierende der Hochschule Anhalt, der TU Berlin und Schülern aus Halberstadt statt.

In diesen internationalen Seminaren, Schüler-Workshops und in der täglichen Zusammenarbeit mit jungen Menschen aus mehreren Ländern wurden die Fenster aus dem 19. Jahrhundert, die Baluster der barocken Treppe, die Wendeltreppe, die zweiflüglige Eingangstür mit Fischgrätenmuster aus dem 17. Jahrhundert und die Abschlusswand des stark zerstörten Seitenflügels restauriert. Auch die barocken Putze in der historischen Eingangsdiele wurden konsolidiert und Fehlstellen mit einem Sumpfkalkputz geschlossen. Die Schablonenmalerei im Erdgeschoss wurde freigelegt und rückgefestigt.

3.2.1    Restaurierung des Südgiebels

Bei der Restaurierung des Südgiebels wurde versucht, den Verlust von historischen Bauteilen zu minimieren. Zunächst wurden die Ständer von einer Fachfirma abgestützt und anschließend die Nadelholz-Schwelle im Erdgeschoss in Eichenholz ausgewechselt. Die Schwelle wurde in Längsrichtung durch zugfeste Verbindungen, in den Eckbereichen durch eine einfache Überblattung verbunden. Die Aufmauerung des Fundaments erfolgte mit Sandsteinen.

Im ersten Obergeschoss am Südgiebel zapften die Ständer in die auf Stichbalken aufgelagerte Schwelle. Starke Schädigungen waren durch Hausbockkäfer entstanden, die die Gefügeverbindungen zerstört hatten. Der erste Arbeitsschritt beinhaltete das Herausschneiden der geschädigten Schwellbereiche und Stichbalken. Anschließend erfolgte der Einbau der neuen Schwelle mit Profilierung (Abb. 8). An der südwestlichen Ecke waren die Rähme der Fachwerkwände überkämmt und der aufliegende Stichbalken beschädigt. Eine kraftschlüssige Verbindung mit der neuen Schwelle erfolgte durch Anpassung der Rückseite der Knagge an die verschiedenen Bauteil-Ebenen.

3.2.2    Ressourcenschonende Aussetzungen an der westlichen Fachwerkaußenwand – Seminare und Workshops des Fachwerkzentrums

Die Schwelle im 1. Obergeschoss auf der Rückseite des Gebäudes zeigte eine Schädigung durch Moderfäule, die aber nicht den gesamten Schwellquerschnitt umfasste. Um die Entfernung des Innenputzes mit Malereien zu vermeiden, wurde nur der Schadensbereich ausgebeilt (Abb. 9). Gesundes Holz blieb auf verschiedenen Ebenen erhalten. Die Ergänzung erfolgte in der gleichen Holzart, dem Verlauf der Maserung folgend. Die Oberfläche der Aussetzung passt sich der noch verbliebenen Oberfläche des Schwellholzes an (Abb. 10).

An der westlichen Abschlusswand war ein Ständer mit dem ausgebreiteten Hausporling befallen. Das befallende Holz wurde entfernt. 4 cm der Ansichtsfläche des historischen Ständers konnten erhalten werden, ebenso die Gefügeknoten der auf der östlichen/südlichen Seite anbindenden Riegel und Streben der Fachwerkwände.

3.2.3    Die Restaurierung der südwestlichen Fachwerkaußenwand im Erdgeschoss

Im Erdgeschoss war die Fachwerkaußenwand aus der Bauzeit durch nachträgliche Türeinbauten im 20. Jahrhundert massiv gestört. Die Wandkonstruktion wurde in einem Seminar 2020 »Verstetigung Sharing Heritage« mit Studierenden unterschiedlicher Hochschulen unter Anleitung des Zimmerermeisters/Architekten Dieter Hegholz des Deutschen Fachwerkzentrums instandgesetzt. Fehlende Riegel, eingekürzte und im Querschnitt reduzierte Ständer wurden in Eichenholz ergänzt (Abb. 11).

3.2.4   Restaurierung der Fachwerkwände im 1. Obergeschoss

Im Obergeschoss waren lastabtragende Fachwerkwände – längs- und queraussteifende Bundwände – durch Einbauten von Schornsteinzügen teilweise entfernt worden. Nördlich des Saals waren die Riegel der außermittigen Längswand hälftig durchtrennt und lastabtragende Ständer unter dem mittigen Längsunterzug durch Mauerwerk ersetzt. In den Seminaren wurden die Riegel mittels Anblatten eines Riegelabschnittes entsprechend der fehlenden Länge und das Stellen der Ständer in Achse der Deckenbalken der Längswand ertüchtigt. In der Querwand wurde der lastabtragende Ständer in Achse des Unterzuges ergänzt.

Im südwestlichen Bereich des Obergeschosses wurde nachträglich eine Längswand eingebaut. Gefache füllen Stakenhölzer mit Strohlehmputz, sowie aus späteren Umbauphasen resultierend Gipsestrichbrocken. [1] (Abb. 12). Die Schwelle der Fachwerkwand war durch Moderfäule gänzlich zerstört. Jugendbauhüttler der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, internationale Bundesfreiwillige und Lehrlinge des Fachwerkzentrums arbeiteten hier Hand in Hand mit den Ausbildern des Fachwerkzentrums.

Der Austausch der Schwelle erfolgte bei gleichzeitiger Erhaltung möglichst vieler Ausfachungen aus der Bauzeit im oberen Bereich der Fachwerkwand. Die Ausfachungen wurden durch horizontale, mit Schrauben befestigte Bretter gestützt. Neue Ständerfüße wurden an die historischen Ständer angeblattet sowie Riegel und Streben mit der südlichen Giebelwand verbunden, indem die konstruktiven Elemente verlängert und eingezapft wurden. Abschließend erfolgte die Ausmauerung fehlender Gefache mit Lehmsteinen. Der südliche Abschnitt der bauzeitlichen Längswand (Achse 7), beim Umbau der repräsentativen Räume zu Wohnzwecken im 19. Jahrhundert entfernt, wurde als Fachwerkabbund zwei Gefache breit ergänzt.

3.2.5    Die Restaurierung der historischen Türen, Fenster, Treppen

Alle historischen Fenster, Türen und Treppen aus dem 17. und 19. Jahrhundert wurden durch den Tischler des Deutschen Fachwerkzentrums mit jungen Menschen in Seminaren, Workshops und der täglichen Arbeit restauriert. Die zweiflügelige Eingangstür aus dem 17. Jahrhundert mit Fischgrätenmuster auf der Vorderseite wurde nach der Restaurierung (Abb. 13) wieder eingebaut. Die im Spritzwasserbereich geschädigten Holzbereiche wurden zurückgenommen und Bretter entsprechend dem Bestand mit genuteten Holzplättchen verbunden. Ziernägel in den neu angefügten Holzbrettern erhöhen die Stabilität der Ergänzungen.

Die Arbeiten an den Fenstern aus dem 19. Jahrhundert starteten mit der Abnahme jüngerer Farbschichten. Anschließend erfolgte das Instandsetzen beschädigter Stellen durch Einsetzungen im gleichen Holz sowie das Ergänzen nachmodellierter Zinkelemente in Kapitelform (Abb.14).

Die Wendeltreppe aus dem 17. Jahrhundert wurde ebenfalls von dem Tischler des Fachwerkzentrums mit den jungen Menschen restauriert. Die Restaurierung der festgestellten Schäden durch Anobienbefall an Setzstufen, Treppenspindel und Wangen erfolgte durch Einsetzungen in der gleichen Holzart mit Kiefernholz (Abb. 15, 16, 17). Die stark beschädigten vorderen Teile der Trittstufen wurden mit Profilierung ergänzt. Das Holzstück für die Aussetzung an der Treppenspindel entstand durch Abpausen des ausgebeilten Schadensbereichs.

3.2.6    Ergänzung und Restaurierung der westlichen Abschlusswand des Seitenflügels

Die westliche Abschlusswand des aus dem 18. Jahrhundert stammenden Seitenflügels wurde in den Seminaren in Kooperation mit der Hochschule Anhalt instandgesetzt. Die Anleiter, der Zimmerermeister und Architekt sowie der Tischler des Fachwerkzentrums, lehrten hier den internationalen Studierenden den traditionellen Abbund (Abb. 18, 19, 20).

Im Erdgeschoss wurde eine neue Fachwerkwand aus den Sicherungshölzern von 1990 aufgebaut. Im 1. Obergeschoss entstand eine Fachwerkwand im traditionellen Abbund, die in die historische Konstruktion – Unterzüge, Zerrbalken, Deckenbalken, Schwelle und Ständer – eingefügt wurden. Die nördlichen Sparren des Giebeldreiecks wurden von einem Zimmereibetrieb mittels Anblattung neuer Sparrenfüße ertüchtigt und der westliche Zerrbalken erneuert.

Im Seminar wurden dann eine Strebe, neue Ständerfüße und fehlende Riegelabschnitte mittels Anblattung an die historische Konstruktion ergänzt. Zudem wurde der fehlende Kehlbalken im Dach unter Verwendung der bauzeitlichen Zapfenlöcher sowie ein Ständer auf der südlichen Seite wieder eingebaut. Der südliche Sparren (Gebinde 3) war unterhalb des Kehlbalkens mit einem im Querschnitt geringeren Balken mit schrägem Stoß ergänzt worden. Zur Ertüchtigung der notdürftigen Instandsetzungsmaßnahme wurde ein Balken mit schrägem Blatt, der den bauzeitlichen Sparren umfasst, eingefügt. Im Erdgeschoss war der lastabtragende Ständer unter dem Mittellängsunterzug durch die Aufschüttung des Bodenniveaus auf Höhe des Haupthauses durch Moderfäule und Echten Hausschwamm stark geschädigt. Vier Ständer mit geringerem Querschnitt wurden Ressourcen schonend verleimt, da Altholz in der Dimension des bauzeitlichen Ständers nicht zur Verfügung stand. Der Gefügeknoten, eine Zapfenverbindung zwischen Langriegel und Ständer, wurde erhalten. Streben zum Unterzug und Ständer sowie Langriegel wurden ergänzt.

[1] Nicht bauzeitlich, da geringere Querschnitte, Rähm zwischen Deckenbalken nicht durchlaufend eingebaut; Mit Einbau der Wand wurden Fensteröffnungen verlegt, die Ausfüllung der Gefache mit Stakenhölzern und Strohlehmputz lassen den Einbau der Wand im 18. Jahrhundert vermuten. Im 19. Jahrhundert wurden in diesem Gebäude ausschließlich Lehmsteine verwandt.

[i] Bundeswettbewerb. Europäische Stadt: Wandel & Werte – Erfolgreiche Entwicklung aus dem Bestand. Wettbewerbsbeitrag: Titel „Innovation, Partizipation, Engagement, Integration. „Integrativer Ort BAUDENKMAL.“ Zukunftswege einer Gemeinde

[ii] Wichard, Susanne: Das Johanniskloster; in: Siebrecht, Adolf (Hrsg.): Halberstadt vom Bischofssitz zur Hansestadt, Halberstadt 2002, S. 256.

[iii] Landesarchiv Sachsen-Anhalt (LASA), A 13, Nr. 1240, Bl. 17v–18: „[…] die große Baufälligkeit ihres Gotteshauses, worinn die divinna ohne scheinbare Lebensgefahr nicht können verrichtet werden […]Alß sich aber das Fundament schadhaft, und von dem Salpeter die Grundsteine zerfressen befunden, haben wir ein neues Fundament einige Schritt näher unserer Wohnung ohne Jemandes schaden auf unserer eigenen Freiheit legen lassen, zu welche Bau als Steine der alten Kirche und mauern gebrauchet werden […] Demütiger Diener Wilhelm Wichmann Probst ad S. Johann. Halberstadt 16. Juli 1688“.

[iv] LASA, A 13, Nr. 1240, Actum 21. January 1690, Bl. 20r–21r, Gez. AugChristian Kuhn Langershaußen […] „Secretario Kuhn“ und „Citatori Langershausen“.

[v] Dr. Kühne, A. Frau Elise Strube, der derzeitigen Eigentümerin, in aller Freundschaft ergebenst zugeignet vom Verfasser, Halberstadt im September 1943, handschriftliches Manuskript über die Baugeschichte des Hauses, Privatbesitz Fam. Plettner

[vi] Doering, Oskar: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Halberstadt Land und Stadt, Halle a. d. S. 1902, S. 369.

[vii] Bauarchiv Stadt Halberstadt (BA Halb), Acta Polizei-Verwaltung der Stadt. Bauliche Einrichtungen. Akte 4060 Bd. I Grudenberg 7, Bl. 27.

[viii] Müller, Hanno: Juden in Gießen, Gießen 2012, S. 599; BA Halb, Acta Polizei-Verwaltung der Stadt. Bauliche Einrichtungen. Akte 4060 Bd. I Grudenberg 7, Bl. Abb. 18_3 und 18_4. 155 und I.

[ix] Bauarchiv Stadt Halberstadt (BA Halb), Acta Polizei-Verwaltung der Stadt. Bauliche Einrichtungen. Akte 4060 Bd. I Grudenberg 7, Akte 4060 Bd. II Grudenberg 7, Bl. I, 1 und 4.

[x] Stadtarchiv Halberstadt, Magistrat 2.20.049.

[xi] Sondheim, Sally: New York, New York Passenger and Crew Lists, 1909, 1925–1957, siehe ”New York, New York Passenger and Crew Lists, 1909, 1925-1957,” database with images, FamilySearch (https://familysearch.org/ark:/61903/1:1:242K-ZPR : 2 March 2021), kosten- und anmeldepflichtig

[xii] Danke für die umfangreiche Unterstützung bei der Suche zu Unterlagen der Familie Sondheim und Ergänzungen an Frau Felsing, Lastoria e. V. Bremen.

[xiii] Internationales Zentrum über NS-Opfer – Arolsen Archives (arolsen-archives.org): Deportation aus Magdeburg und umliegenden Städten über Dessau (Potsdam und Berlin) in das Warschauer Ghetto, 14.04.1942, Signatur 754200101; Dokument 128450535.]


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