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Quedlinburg, Goldstraße 25

Im Februar 2007 konnte das Gebäude an den Bauherren und Förderer, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, übergeben werden.

Die Jugendlichen welche das Freiwillige Jahr in der Denkmalpflege absolvierten kamen nicht nur aus dem Nationalen Raum sondern auch aus dem Internationalen Bereich z.B. aus Japan, Frankreich oder auch Russland.

Das Praxisprojekt “Goldstraße 25” diente vom Herbst 2001 bis zum Frühjahr 2007 als Einsatzstelle für die Teilnehmer des Freiwilligen Jahres in der Denkmalpflege (FJD). Das FJD wurde von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und den Internationalen Jungendgemeinschaftsdiensten begründet und bietet als Jugendbauhütte die Möglichkeit, Jugendliche verschiedener Altersgruppen und Nationalitäten an den Gedanken des Denkmalschutzes sowie die Notwendigkeit der Pflege bedeutsamer Kulturdenkmäler heranzuführen. Die fachgerechte Ausführung der Arbeiten am Praxisprojekt Goldstraße 25 ist seitens des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg koordiniert und gewährleistet worden. Dies umfasste insbesondere theoretische und praktische Anleitungsmaßnahmen und die logistische Planung für den reibungslosen Ablauf der Instandsetzungsmaßnahmen, die ihre Hauptgewichtung im Bereich der umweltgerechten Fachwerksanierung fand. Insgesamt sieben Appartements waren geplant, die unter Bewahrung der historischen Substanz in den zwei Geschossebenen auch erbaut wurden. Zudem sollten die durch frühere Umbau- und Instandsetzungsmaßnahmen bereits verursachen extremen Verformungen durch die Umnutzung des Gebäudes nicht verstärkt werden.

Sanierung

Die Sanierung in den unterschiedlichen Gewerken wurde fast vollständig von den Teilnehmern des FJD unter Anleitung von fachlich versierten Betreuern des Deutschen Fachwerkzentrums Quedlinburg umgesetzt. Parallel zu einem verformungsgetreuen Bauaufmaß begann die baugeschichtliche Untersuchung des Gebäudes, deren Ergebnisse bei der Auswahl der Baustoffe und bei der Sanierung der Konstruktion berücksichtigt wurde. Zudem griff die Planung die Grundrisslösung des 19. Jahrhunderts zum Teil wieder auf und integrierte die historischen Fachwerkwände in den neuen Entwurf.
Die ersten Sanierungsarbeiten erfolgten an dem im 19. Jahrhundert vorgesetzten zweischaligen Sandsteinsockel.

Die zweiflügeligen Blendrahmenfenster mit Kämpfer und zweiflügeligem Oberlicht wiesen besonders durch ehemals unsachgemäße Ausbesserungen entstandene Schäden auf. In den Werkstätten des Deutschen Fachwerkzentrums wurden die Verbindungen der Rahmenhölzer verleimt oder mittels “falscher Zapfen” bzw. Keilstücke neu zusammengefügt. Danach konnten die alten Einfachfenster zu Kastenfenstern umgebaut werden.

Die Außenfassade, welche aus denkmalpflegerischen Gründen verputzt werden sollte, erhielt zunächst eine zusätzliche Außendämmung in Form einer 2 cm starken Schilfrohrmatte, auf welche ein mehrlagiger Kalkputz mit Gewebeeinlage aufgetragen wurde.

Auch im Innern nimmt die Sanierung auf den historisch gewachsenen Zustand des Gebäudes Bezug.

Die neu zu stellenden Fachwerktrennwände wurden von den Jugendlichen unter Anleitung eines Zimmerers in traditioneller Bauweise mittels Schlitz-Zapfen-Verbindung 1:1 angerissen und abgebunden. Die Gefache sind zumeist mit Lehm- und Ziegelsteinen ausgemauert worden.

Zu diesem Zweck wurden die Holzbalken mit keilförmigen Hölzern aufgedoppelt und die Felder zwischen den Balken mit einer Schüttung aus Mehabit, einer bitumenummantelten Hanffaser aufgefüllt. Der anschließend aufgenagelte Rauspund bildete den Untergrund für die alten, aufgearbeiteten Dielen. Der Erdgeschossfußboden erhielt eine Dämmung aus Blähton.

Im Bereich der Fachwerkaußenwände erfolgte die Innendämmung in Form einer vorgesetzten Mauerschale aus Leichtlehmsteinen mit zweilagigem Lehmverputz. Der Raum zwischen Fachwerkwand und vorgesetzter Schale wurde mit Strohlehm hinterfüllt, sodass ein monolithischer Aufbau der Hintermauerung entstand. Die zum Gebäude gehörigen, barocken Innentüren konnten in einem Depot wieder gefunden werden. Die Jugendlichen schnitzten nach eigenen Entwürfen für diese Holzfüllungstüren Ornamente für die Eckbereiche in den Türbekleidungen. Die Bekleidungen selbst entstanden nach historischem Vorbild. Die Farbigkeit des Eingangsbereiches des Hauses, der Diele, entspricht den restauratorischen Befunden. Wandmalereien aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, welche im Rahmen der Sanierung mittels Transparentpapier 1:1 aufgenommen worden sind, zieren nun das repräsentative Entreé des Hauses. Ergänzt wird das Erscheinungsbild des Raumes durch die Holztreppen, deren Verlauf und Konstruktion aus dem 19. Jahrhundert wieder hergestellt worden ist. Die gewendelte Treppe wurde von einer Fachfirma hergestellt, die einläufige, kleinere Treppe unter Anleitung eines Zimmermanns in den Werkstätten des Fachwerkzentrums.

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